Ich verkaufe einen Nachlass mit alten Möbeln aus der Gründerzeit (c. 1900) darunter auch ein altes Klavier aus Bj.1865 von Wilh. Ritmüller& Sohn, Göttingen (Fabr. Nr.2992).
Das Klavier wurde bis 1970 benutzt, danach war bis heute nur ein Dekorationsgegenstand. Es ist äußerlich gepflegt und muß nur an wenigen Stellen restauriert werden.
Das Gehäuse besteht aus Wurzelholz Nussbaum (s. Bilder). Es hat 82 Tasten, ist aber leider verstimmt. Die letzten 3 Tasten erzeugen keinen Ton, die Anschläge sind ausgehakt. Zum Klavier gehört ein passender Hocker.
Zur Firma Wilh. Ritmüller & Söhne, Göttingen gibt es folgende Chronik:
Gottlieb Wilhelm Ritmüller lebte von 1772 bis 1829....
View full text of the offerIch verkaufe einen Nachlass mit alten Möbeln aus der Gründerzeit (c. 1900) darunter auch ein altes Klavier aus Bj.1865 von Wilh. Ritmüller& Sohn, Göttingen (Fabr. Nr.2992).
Das Klavier wurde bis 1970 benutzt, danach war bis heute nur ein Dekorationsgegenstand. Es ist äußerlich gepflegt und muß nur an wenigen Stellen restauriert werden.
Das Gehäuse besteht aus Wurzelholz Nussbaum (s. Bilder). Es hat 82 Tasten, ist aber leider verstimmt. Die letzten 3 Tasten erzeugen keinen Ton, die Anschläge sind ausgehakt. Zum Klavier gehört ein passender Hocker.
Zur Firma Wilh. Ritmüller & Söhne, Göttingen gibt es folgende Chronik:
Gottlieb Wilhelm Ritmüller lebte von 1772 bis 1829.
Der wohl berühmteste Göttinger Instrumentenbauer war der Sohn eines Weißgerbers aus Duderstadt, Er produzierte als Autodidakt Gitarren, Harfen und Klaviere die damals sämtlich als gut, wenn nicht hervorragend angesehen wurden. So lautet ein Eintrag in Fétis "Biogrphie Universelle des Musiciens" von 1887 (Tôme 7-ième, p.430):"..ses guitares ont été considérées comme excellantes dans toute l`Europe.." Andere Lexika der Zeit rühmen seine Klaviere (Gerber).
Er hatte zunächst Pech- und dann großes Glück in seinem Leben. Schilling (6.Bd. 1838) schreibt:"..(Er)..litt als Kind an den Augen, so dass er sich mit nichts beschäftigen konnte. Zum Zeitvertreib lernte er das Clavier und die Harfe nach dem Gehör spielen. Als jedoch das Augenübel behoben war, hatte er beide Instrumente so liebgewonnen, dass er sich entschloss, Claviere und Harfen zu verfertigen.."
Dazu verhalf ihm in großzügiger Art sein Vormund und Mentor, der derzeit in Göttingen angesehene "Mechanikus" und Senator G. Campe. Dieser stellte ihm nicht nur die Instrumente, sondern unterrichtete ihn in Mechanik und Mathematik- und vermachte ihm später sein Anwesen.
Ritmüller war so erfolgreich in der Produktion von Gitarren und Klavieren, dass er seinen Söhnen Johann Wilhelm und Johann Martin, die früh in die Firma aufgenommen wurden, ermöglichte, den stattlichen "Hardenberger Hof" am Ritterplan (heute: Städtisches Museum) zu kaufen. Hier wurden bis 1890 von den Ritmüllers deren berühmte Klaviere und Flügel gebaut und in ganz Deutschland und den Nachbarländern vertrieben.
Der Hardenberger Hof war aber auch Treffpunkt von Künstlern und Musikern. So trafen sich hier in den 1850-er Jahren Joh. Brahms, J.J. Joachim, H. von Bülow (der eine Enkeltochter von G. W. R. heiratete), J.O. Grimm u.a. in den Sommerferien, um zu musizieren und zu diskutieren.
Leider verließ das Glück die Ritmüllers in der 3. Generation, so dass die Firma liquidiert werden musste. Der Klavierfabrikant Schröder aus Magdeburg kaufte die Firma und produzierte unter dem Signet "W. Ritmüller & Söhne" ab 1890 weiter Klavier und Flügel in Magdeburg.
Von der Schönheit und Präzision des Ritmüllerschen Kunsthandwerks zeugen noch heute Instrumente in verschiedenen Sammlungen.
Dieses Klavier ist ein sehr seltenes Sammlerstück in originaler Ausführung - vielleicht das letzte. In Göttingen wurde 1890 das letzte Klavier in der ursprünglichen Fabrik gebaut.